[ Fehntjer Kurier ]

Geschichten aus dem Overledingerland

Liebevoll gesammelt und aufs getreulichste nacherzählt von Michael Till Heinze


Fehntjer Kurier vom 19.04.1990

Klostermoor, du Jammertal, du Mörder meiner Jugend
Gleisanlage Glansdorf wurde nicht realisiert

Literatur zum Klostermoor: www.rhaude.de/umland/klostermoor/klostermoor.htm

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Klostermoor, du Jammertal, du Mörder meiner Jugend
Gleisanlage Glansdorf wurde nicht realisiert.

Mit 14 Jahren verließen die Jugendlichen beiderlei Geschlechts die Volksschule. Wer nicht als Knecht bzw. Maid auf einen Bauernhof ging, wer nicht als Schiffsjunge die Welt erobern wollte, dem blieb nur der Fußmarsch ins Moor. Als Torfstecher, Kroder oder mit der Settförk, als Stukerin in gebückter Haltung über Stunden hinweg, hier im Jammertal von Klostermoor ging die Jugendzeit unerbittlich verloren.

Im vorigen Jahr habe ich am 14. September die Geschichte vom Moorvogt und Förster Carl Schmidt erzählt, der für die Wälder und Forsten im Oberledingerland zuständig war. Kurz nach seiner vorzeitigen Pensionierung brannte der Burlager und Klosterfehner Forst in einem sehr trockenen Sommer 1911 total ab. Das Feuer fraß sich zum Teil in das ausgetrocknete Domänemoor.

Dieser Förster Carl Schmidt war 1880 von der Hannoverschen Klosterkammer als Moorvogt eingestellt worden. Ab Mai 1889 mußte Förster Schmidt auch die sogenannte "Moorheuer" im Gutsbezirk Klostermoor I und II einziehen. Der Gutsbezirk I erstreckte sich südlich von Ostrhauderfehn bis an die Grenzen von Langholt und Burlage, während der Gutsbezirk II sich südlich von Westrhauderfehn bis an die Papenburger Grenze erstreckte.

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Förster und Moorvogt Carl Schmidt mit seinen Kriegsorden von 1870/71.

Zur Verfügung gestellt von Johanne Scheer.

Schon im Jahre 1906 genehmigte der Minister der geistlichen, Unterrichts- und Medizinal-Angelegenheiten (entspricht dem heutigen Kultusminister) in Hannover 20 000 Reichsmark für den Bau einer katholischen Schule in Klosterfehn II, wie aus einer Akte im Staatsarchiv Aurich hervorgeht. Dieser Schulneubau sollte im Rahmen eines Besiedlungsplanes entstehen, der für das Jahr 1908 geplant war.

Die Regierung stellte fest, daß dieser Plan zu kompliziert war. Kurzerhand verkaufte die Klosterkammer im Jahre 1909 den Gutsbezirk I an die Gemeinden Langholt und Burlage sowie an die Rhauderfehngesellschaft (zuständig für Ostrhauderfehn). Der Gutsbezirk II wurde an die Hannoversche Gemeinnützige Ansiedlungsgesellschaft verkauft. Der erste Schritt zu einer neuen Gemeinde "Klostermoor" war getan.

Der erste Weltkrieg machte den hochfliegenden Kultivierungs- und Siedlungsplänen ein vorschnelles Ende. Erst im Jahr 1919 ging es langsam wieder voran, als die "Klostermoor-Siedlungs- und Torfverwertungsgesellschaft" entstand. Der Haniel-Konzern hatte eine etwa 1000 ha große Moorfläche erworben und in Papenburg ein Büro eingerichtet.

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Das ursprüngliche Gebäude des Großtorfwerks "Klostermoor" brannte um das Jahr 1932 ab. Ein größeres, stattliches Gebäude wurde nun an der Groenewoldstraße kurz vor der Papenburger Grenze errichtet.

Zur Verfügung gestellt (6) von Wilhelm Lalk

Das sah man in Westrhauderfehn nicht so gern, denn bislang war der gesamte Torfhandel über Westrhauderfehn gelaufen. Hier bestand zusätzlich zum Schiffstorfhandel noch die Möglichkeit, den seit 1912 bestehenden Kleinbahnhof zu nutzen. Betriebsleiter Otto Kempf machte sich mit den Herren des Westrhauderfehner Handels- und Gewerbevereins stark für einen Umschlaghafen beim Kleinbahnhof, und "die Klostermoor-Gesellschaft" plante sogar eine Gleisanlage zum Kleinbahnhof Glansdorf.

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Die hölzerne Überführung der Klostermoorbahn über die Reichsbahngleise kurz vor Papenburg. Links der Bremswagen mit dem Bremser.

Auch diese Pläne mußten eines Tages zu den Akten gelegt werden, denn Direktor Schmidt von der "Kohlen- und Brikettvertriebsgesellschaft" in Oldenburg, dem "Klostermoor" unterstand, schrieb am 5. Mai 1920 an Betriebsleiter Kempf, daß er sich mit den Anliegern einer Gleisstraße über Völlenerkönigsfehn, Völlenerfehn und Völlen einig geworden sei und daß eine Gleisanlage nach Glansdorf nicht mehr in Frage komme. Das war das "Aus" für das ehrgeizige Westrhauderfehner Hafenprojekt.

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Das Klostermoor-Torfstreuwerk in Betrieb. Rechts wurde der getrocknete Weißtorf angeliefert, der über einen Elevator zum Brecher und der Mullmühle transportiert wurde. Anschließend kam der Torfmull zur Presse. An der Verladerampe (links) stapelten Arbeiter die Ballen auf Loren.

Die Torfgewinnung von Klostermoor II wurde hart an die Papenburger Grenze ans Ende der Groenewoldstraße verlegt. Hier entstanden imposante Gebäude, von denen Wilhelm Lalk interessante Fotos zusammengesucht hat. Die Leser vom Fehntjer Kurier bekommen so einen kleinen Eindruck von der Arbeit eines ungebundenen und freien Heimatforschers. In einer weiteren Folge zu einem späteren Zeitpunkt zeigen wir dann weitere Bilder vom Aufbau der "Klostermoor-Gesellschaft", der Huminal-Fabrik sowie der "Torfkokerei".

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Werbung für die neuzeitliche Humusdüngung mit "Huminal" bei einem 1.-Mai Umzug in Papenburg. Die in Jutesäcken verpackten Torfballen mit der "Fox"-Aufschrift waren fürs Ausland bestimmt.

 

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Eine 60-PS-Dampflok der Klostermoorbahn, ein sogenannter "Auspuffer", mit dem Funkenfänger auf dem Schornstein (Brandgefahr im Moor). Die hölzernen Rundbalken der Überführung standen auf Betonfundamenten, die man heute noch in den Weiden finden kann.

 

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Frühstückspause bei Lengers Weiche. Auf halbem Weg zwischen dem Torfwerk und dem "Dreieck" bei Papenburg befand sich auf der Landstelle von Bauer Lenger diese Weiche. Es gab für die Lokomotiven keine Drehscheibe, so daß sie entweder ziehen oder schieben mußten. Die leeren Züge, die von Papenburg kamen, mußten in die Weiche. Die Holzkästen enthielten feinkörnigen trockenen Sand, denn bei Regen konnten die Gleise sehr glitschig sein. Links Ahlrich Aalderks, dahinter Johann Janssen, vorn liegend Bernhard de Vries und Heinrich Schulte. Auf dem Puffer sitzt Johann Lenger mit dem Henkelmann.

Zur Verfügung gestellt von Abbo de Groot, Luise Ütrecht und Anton Hensmanns.

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